Ein jüdischer Boulevard? – Die Ringstraße und ihre Barone | |
Die liberale österreichische Verfassung von
1867 schuf die Grundlagen für ein rasantes Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig
garantierte sie die rechtliche Gleichstellung
jüdischer Mitbürger. Endlich war es ihnen gestattet, Grund und Boden zu
erwerben! Was konnte ihnen daher für ihre gesellschaftlichen Ambitionen gelegener
kommen als die Planung eines Prachtboulevards auf den Gründen des einstigen
Glacis? Familien wie die Gutmanns, Przibrams, Oberwarter, Todesco, Schey, Epstein oder Ephrussi hatten ihr Vermögen in der Textilbranche, im Bergbau oder im Bank- und Börsegeschäft erwirtschaftet und beauftragten jetzt die führenden Architekten Wiens, an der „Ersten Adresse“ der k.k. Hof- und Residenzstadt ihre Stadtpalais zu errichten. Sie hatten es in die erste Riege der Gesellschaft geschafft! Kunstsinnigkeit, Mäzenatentum, Wohltätigkeit und Kaisertreue zeichneten sie aus. Aus ihren Reihen gingen prominente Wissenschaftler, Ärzte und Erfinder hervor, in den Salons ihrer Gattinnen traf sich die geistige und künstlerische Elite Wiens. Das Ende der Monarchie beendete so manchen kometenhaften Aufstieg, der NS Terror besiegelte mit Enteignung, Flucht oder Tod ihr Schicksal. Heute dienen Ihre Palais repräsentativen Firmenniederlassungen, sind zu Luxuswohnhäusern oder Hotels umgebaut worden, die Geschichten ihrer einstigen Bewohner sind aber mit wenigen Ausnahmen in Vergessenheit geraten oder verdrängt worden. |
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Treffpunkt | 3., U4 Station Stadtpark, vor dem Ausgang Johannesgasse |
Termin(e) | Für diese Führung gibt es im Moment keine öffentlichen Termine, sie kann aber gerne für eine geschlossene Gruppe gebucht werden. |
Achtung |
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