„Altbauwohnung mit Charme“ - 100m² um rund 1 Million Euro – eine
Annonce, die die jüngste Entwicklung des Karmeliterviertels auf den Punkt
bringt. Wer hätte sich noch vor ein paar Jahren vorstellen können, dass die von
Massenzuwanderung aus allen Teilen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
geprägten Zinshäuser der Gründerzeit heute
von schicken Dachausbauten, Galerien, Szenelokalen und Alternativgeschäften geprägt
sein würden. „Casual Fine Dining“,
biologische Szeneküche, Aperitifbars, ein
Markt mit Delikatessengeschäften und Jazzabenden und rasant .ansteigende
Immobilienpreise bilden aber nur die eine Seite.
Spannend ist auch die
Geschichte des Karmeliterviertels. Einst war es Teil einer von den
Überschwemmungen einer ungebändigten Donau betroffenen Insellandschaft. Im 17.
Jh. war das Leben von der nur 50 Jahre bestehenden „Judenstadt im Unteren Werd“
und von den Gründungen des Karmeliterklosters bzw. des Klosterspitals der
Barmherzigen Brüder geprägt. Die Türkenbelagerung von 1683 hinterließ es
verwüstet, erst 1850 wurde es als Teil der Leopoldstadt zu Wien eingemeindet.
Die Donauregulierung und der Bau des Nord- bzw. Nordwestbahnhofs brachten
Industrieansiedlungen und Zuwanderung mit sich, der Zweite Weltkrieg schwere
Schäden. 10 Jahre lang war es Teil der sowjetischen Besatzungszone, heute ist
es Trendviertel und Mittelpunkt unserer Grätzelführung zwischen Oberer
Augartenstraße und Donaukanal. |
